03. September 2025
„Die Zertifizierung als Kompetenzzentrum ist für uns nicht nur eine Auszeichnung, sondern ein Auftrag. Sie bestätigt unsere langjährige Spezialisierung und unser Engagement für eine leitliniengerechte, patientenzentrierte Versorgung. Hernienchirurgie ist weit mehr als Routine – sie verlangt Präzision, Erfahrung und individuelle Therapieentscheidungen. Wir freuen uns, diesen hohen Standard nun auch offiziell dokumentieren zu können,“ erklärt Thomas Scheidt, Stv. Chefarzt und Standortleiter der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Leiter des Kompetenzzentrums für Hernienchirurgie.
Gemeinsam mit seinem Team verantwortet T. Scheidt jährlich rund 520 Hernienoperationen – ein Beleg für die hohe Versorgungsdichte und Routine im „EV“. Dabei kommen sämtliche moderne Verfahren zur Anwendung – von offenen Techniken wie der Lichtensteinoperation bis hin zu minimalinvasiven Methoden wie TEP und TAPP. Über 90 % der Leistenbruchoperationen erfolgen bereits in Schlüssellochtechnik.
Ein besonderer Fokus liegt zudem auf der Versorgung komplexer Bauchwandhernien. Hier kommen innovative Verfahren wie die Präkonditionierung der Bauchwand mittels Botox® zum Einsatz, um die Gewebeelastizität vor der Operation gezielt zu verbessern. Darüber hinaus ermöglicht die Anwendung der intraoperativen Faszientraktion eine schonende Rekonstruktion auch bei ausgedehnten Defekten. Diese modernen Techniken tragen wesentlich dazu bei, die Sicherheit und das funktionelle Ergebnis für die Patient:innen zu optimieren.
Die Zertifizierung durch DGAV und CAH basiert auf einem anspruchsvollen Kriterienkatalog, der unter anderem folgende Anforderungen umfasst:
Durchführung strukturierter Herniensprechstunden
Einsatz moderner Operationsverfahren (offen und minimalinvasiv)
Teilnahme an kontinuierlicher Fort- und Weiterbildung
Qualitätssicherung durch Dokumentation im Herniamed-Register
Das AGAPLESION EV. KRANKENHAUS MITTELHESSEN erfüllt vorgenannte Anforderungen in vollem Umfang und dokumentiert damit seine herausragende fachliche und strukturelle Qualität in der Hernienchirurgie.
Mit der erhaltenen Auszeichnung zählt das AGAPLESION EV. KRANKENHAUS MITTELHESSEN zu den wenigen spezialisierten Kompetenzzentren für Hernienchirurgie in Deutschland, die diese Zertifizierung tragen dürfen. Sie bietet Patientinnen und Patienten eine verlässliche Orientierung bei der Wahl einer qualifizierten und sicheren chirurgischen Versorgung.
Markus Schäfer, Geschäftsführer des „EV“, ergänzt: „Die Anerkennung als Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie unterstreicht die medizinische Exzellenz unseres Krankenhauses und ist ein starkes Signal für die Region Mittelhessen. Sie zeigt, dass wir nicht nur moderne Infrastruktur und interdisziplinäre Zusammenarbeit bieten, sondern auch höchste fachliche Qualität. Ich danke Herrn Scheidt und seinem Team für ihr außerordentliches Engagement und ihre konsequente Arbeit auf diesem Gebiet.“
Hintergrund: Was ist eine Hernie – und wie wird sie chirurgisch behandelt?
Eine Hernie (Bruch) bezeichnet den Austritt von Gewebe – meist Bauchfell oder Darmanteile – durch eine Schwachstelle in der Bauchwand. Die häufigsten Formen sind Leisten-, Nabel-, Narben- und Schenkelhernien. Ursächlich sind oft angeborene oder erworbene Defekte der Bauchwand, die zu tastbaren Vorwölbungen und Beschwerden führen können. Unbehandelt besteht das Risiko einer Einklemmung von Darmanteilen, was eine akute Operationsindikation darstellt.
Die chirurgische Versorgung erfolgt abhängig von Lokalisation, Größe und individueller Patientensituation nach etablierten Verfahren:
Offene Verfahren wie die SHOULDICE-Technik (nahtbasierte Rekonstruktion ohne Netz) oder die LICHTENSTEIN-Methode (Netzeinlage zur Verstärkung der Bauchwand) gelten als bewährte Standardverfahren bei bestimmten anatomischen Voraussetzungen oder Kontraindikationen für minimalinvasive Eingriffe.
Minimalinvasive Verfahren wie TEP (Totale extraperitoneale Patchplastik) und TAPP (Transabdominelle präperitoneale Patchplastik) werden in sogenannter „Schlüssellochtechnik“ durchgeführt. Dabei erfolgt die Versorgung über kleine Hautschnitte mithilfe einer Kamera und Spezialinstrumenten. Diese Verfahren zeichnen sich durch geringere postoperative Schmerzen, kürzere Rekonvaleszenz und ein reduziertes Risiko für Wundheilungsstörungen aus.
Die Wahl des Operationsverfahrens erfolgt individuell und orientiert sich an den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften sowie an den anatomischen und klinischen Gegebenheiten der Patientin oder des Patienten.