25. Juni 2025
Narkosegase: Ihr Einsatz ist etablierter Standard bei vielen Allgemeinanästhesien („Vollnarkosen“). Aber was kaum jemand weiß, sie tragen als Treibhausgas wesentlich zum CO2-Fussabdruck im perioperativen Bereich bei. Zumindest dann, wenn sie ungefiltert über Fortleitungssysteme – wie bisher üblich – in die Atmosphäre abgegeben werden.
„Wir schätzen die günstigen Eigenschaften volatiler Anästhetika (Narkosegase). Gleichzeitig sind wir uns unserer Verantwortung in Bezug auf den Klimaschutz bewusst. Als zukunftsorientiertes Krankenhaus setzen wir daher nicht auf eine Reduktion des Spektrums einsetzbarer Narkotika, sondern auf ein nachhaltiges Kreislaufwirtschafts-System, welches uns ermöglicht für unsere Patient:innen ein möglichst großes Spektrum einsetzbarer Narkotika für eine auf die Patientenbedürfnisse fokussierte Anästhesie zu erhalten“ sagt Privatdozent Dr. Valesco Mann, Leiter der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie.
Ökologisches PLUS
Das „EV“ geht „grüne Wege“: Alle Narkosegeräte in den Operationssälen auf der Hardthöhe wurden so umgerüstet, dass die klimarelevanten Narkosegase nicht mehr in die Umwelt gelangen und recycelt werden. Gleichzeitig können durch diese Maßnahme erhebliche Energieeinsparungen erreicht werden aufgrund des nun möglichen Verzichts von Narkosegasfortleitungssystemen.
Hierfür kommt ein innovatives Kreislaufsystem zum Einsatz, das im Rahmen von Allgemeinanästhesien eingesetzte Narkosegase mit speziellen Aktiv-Kohlefiltern auffängt und anschließend einem umfassenden Recyclingprozess zuführt. Die Narkosegase werden hierbei fast vollständig absorbiert (99%).
Wichtig zu wissen: Der Einsatz von Narkoseabsorbern beeinflusst in keiner Weise die Anästhesie der Patient:innen!
Sobald ein Aktivkohle-Filter „voll“ ist, wird er durch einen neuen ersetzt. Die gebrauchten Filter mit den Narkosegasen werden konsolidiert an den Kooperationspartner zurückgeschickt, der für das vollständige Recycling verantwortlich ist. Technisch ist es möglich, die im Filter gesammelten Gase zurückzugewinnen und für medizinische Zwecke wieder aufzubereiten. Auch anfallende Verpackungseinheiten werden wiederverwertet.
Ökonomisches PLUS
„Durch den Verzicht der Narkosegasfortleitungssysteme im OP können durch die Umstellung auf das klimafreundlichere System im beachtlichen Maße Stromkosten reduziert werden. Die eingesparten Energie- und Unterhaltskosten für die Absauganlagen decken die laufenden Kosten der Narkosegasfilter weitestgehend und machen somit das Projekt gerade in den Zeiten des massiven Kostendrucks im Gesundheitssystem wirtschaftlich abbildbar“, sagt Norman Knortz, Klinikmanager des „EV“.
„Mit Geld nicht aufzuwiegen“, so fügt Astrid Henicke, Pflegeleitung der Anästhesie hinzu, „ist der Vorteil, dass wir nun unsere Arbeitsplätze deutlich besser an die wechselnden Ansprüche verschiedener Operationen anpassen können, da wir nicht mehr auf eine Verbindung unserer Narkosegeräte mit den Wandanschlüssen der Narkosegasfortleitung angewiesen sind“.
Die Einführung des Narkosegas-Recyclings erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Nachhaltigkeit, Beschaffung, Technik und Projekt-management des mitteldeutschen Verbundes von AGAPLESION, die standortübergreifend tätig ist. Die Einführung wird begleitet von technischen Spezialisten und den medizinischen Anwendern.